„Cappuccino Woche“ - Wandern im Piemont mit Gepäcktransport
Was liegt näher als in Italien eine Cappuccino-Wanderwoche zu verbringen.
So fuhren wir zu siebt mit einem Stadtmobil-Bus in die Region Cuneo im Südpiemont.
Die lange Fahrt und fast 40 Grad Außentemperatur in der Poebene ließen uns im Businnern nahezu kalt. Am Nachmittag steuerten wir dann in das Valle Maira und erreichten nach einer kurvenreichen Straße die Ortschaft Stroppo. Versteckt in einer Waldlichtung gelegen befand sich unser erstes Quartier in der Locanda Codirosso. Nach einem mehrgänigen Menü, verbunden mit einem Vino della Casa,fallen wir müde und erschöpft von der langen Anreise in die Kissen.
Unser erster Bergtag begann mit einem 850 Höhenmeter Aufstieg hinauf nach San Martino Superiore,das wie ein Adlerhorst auf einer Felsenklippe am Berghang klebt.
Im weiteren Verlauf erreichten wir die Rundkapelle am Colle di San Giovanni, in der unsere Teilnehmerinnen die Akustik mit einigen Liedern als hervorragend attestierten. Ein bequemer
Wanderweg führte uns nun in den weiten Talkessel von Elva mit seinen 28 weit verstreuten Siedlungen zur Locanda di Elva und zum obligatorischen Cappuccino.
Am nächsten Tag grüßte freundlich der Monte Chersogno zu uns herüber. Es schien wieder ein super Bergtag zu werden.
Durch die kollektive Abwanderung in die Städte verwaisten die Dörfer, die Häuser wurden zu Ruinen. In den letzten Jahren begann wieder ein Aufbau; die Neubesiedelung wird jedoch als Feriendomicil genutzt. Von Chiosso Superiore führte der Weg durch einen gesunden, unberührten Lärchenwald hinauf zum Colle San Michele. Wir benutzten hauptsächlich den Percorso Occitana Rundweg und die legendäre GTA-Route (Grande Traversata delle Alpi) auf unserer Wegstrecke. In der Siedlung Allemandi bei San Michele hatten wir im Agriturismo al Chersogno eine ausgezeichnete Unterkunft gefunden. Die ausgesprochen freundlichen Wirtsleute servierten uns am Abend ein opulentes Sechsgang-Menü mit Zutaten aus eigener Erzeugung.
In Castiglione stiegen wir am nächsten Tag in die heißen Südhänge des Valle Maira ein. Auf den letzten Schritten nach Ussolo überraschte uns noch ein Gewitter. Der Cappuccino im „La Carlina“, unserer heutigen Unterkunft, versöhnte uns mit den Regentropfen.
Heiß brannte die Sonne hinauf zum Colletto Serasin. Zum Trost erhielten wir einen schönen Rundblick über das Valle Maira. Für den Abstieg hinunter nach Acceglio benötigten wir anfangs unseren Spürsinn, um die spärlichen und verblassten Markierungen zu finden, die dann in einen alten Bergweg mündeten. Unsere bestellten Zimmer in Acceglio wurden durch den Hotelier kurzfristig storniert, konnten aber in der Osteria della Gardetta in Chialvetta ersetzt werden. Rolando Comba, der Betreiber des Posto Tappa, ist ein Original. Er wurde Koch aus Leidenschaft und während die Dorfbewohner in die Städte zogen, um in den Fabriken zu arbeiten, kam er nach seinen Lehr- und Wanderjahren wieder zurück und blieb. Er kocht authentisch Gemüse aus seinem Garten, Fleisch von umliegenden Bauern. Er mochte uns und zeigte mit einem breiten Grinsen seinen deutschen Wortschatz: „guten Morgen, guten Abend, gute Nacht, auf Wiedersehen“. Zeit seines Lebens sammelte er von den Dorfbewohnern Werkzeuge und Alltagsgegenstände. Über 1500 Exponate hatte er in einer Scheune zusammengetragen.
Am nächsten Morgen mußten wir wieder an unseren gestrigen Endpunkt gelangen. Im Valle Maira gab es einen „Sherpabus“, der Wander- und Rucksacktransporte übernahm. So gelangten wir schnell nach Ponte Maira und in den Morgenstunden ging es recht flott durch den noch kühlen Lärchenwald hinauf zum Colle Ciarbonet. Die vielen Kehren der alten Militärstraße hinab in das Vallone Unerzo wurden abgekürzt und in der Siedlung Vivere konnten wir unseren Cappuccino genießen. Wenig später machten wir es uns im 3*Hotel Locanda di Chialvetta bei weiteren Cappuccini gemütlich. Das abendliche Cena im Gewölbekeller - nur vom Feinsten.
Fast 900 Höhenmeter Aufstieg hinauf zum Colle Soleglio Bue, mit 2338m unser höchster erreichbarer Punkt. Im Abstieg hinunter in das Vallone del Preit durchquerten wir riesige Weideflächen mit weißen piemonteser Rinder. In Preit angekommen steuerten wir gleich die Gartenterrasse im 2* Rifugio Lou Lindal für einen Cappuccino an. Auch hier war das Cena eine wahre Gaumenfreude.
Um uns den nächsten Tag zu erleichtern, bestellten wir den Sherpabus, der uns zu den Bergsiedlungen nach Marmora hinaufbrachte. Ein letzter Aufstieg brachte uns hinauf zum Colle Intersile Sud und über den breiten Höhenkamm hinüber zum Monte Buch. Von hier hatten wir einen Panoramablick über das gesamte Valle Maira und konnten jede Etappe einsehen. Nur mühsam ging es ein letztes steiles, teils verwachsenes Waldstück hinunter zur Siedlung Palent, versteckt im dichten Bergwald des Valle Maira. Auf der Veranda der Locanda Palent gab es zum Einstimmen für den Abschiedsabend natürlich einen Cappuccino.
Der Sherpabus brachte unser Gepäck täglich pünktlich in unser nächstes Quartier was für uns eine große Erleichterung war. So entschlossen wir uns für den letzten Morgen die hilfreichen Dienste in anspruch zu nehmen und fuhren auf dem schmalen, endlos langen Sträßchen hinunter in das Valle Maira zurück nach Stroppo.